Ranma 1/2 – Folge 7: „Heißer Wettkampf“

Dienstag, den 19. November 2024 von – 6 Minuten Lesezeit
Ranma 1/2 – Folge 7: „Heißer Wettkampf“

„Heiliger Bimbam. Es passt geradezu, dass – nur eine Woche nachdem sich die Leser hitzig darüber unterhalten haben, ob das Entfernen der Brustwarzen und die Frage, ob die Nacktheit der Serie als Fanservice gilt – wir nun die geilste Folge von Ranma ½ seit „Nihao My Concubine“ bekommen. Da Akane außer Gefecht ist, bleibt Ranma nichts anderes übrig, als sich in einen Trikotanzug zu werfen und sowohl den Ruf des Kampfsport-Rhythmischen-Turnteams der Furinkan High School als auch seinen eigenen zu verteidigen – und das, um zu verhindern, dass er mit der verrücktesten Tussi, die er je getroffen hat, ausgehen muss.

Ich hatte vor, ausführlich zu erörtern, was es eigentlich bedeutet, dass Ranma zum ersten Mal im Mädchenmodus kämpfen muss – in einer Sportart, in der die männliche Variante international weitgehend unbeachtet bleibt. In den letzten 35 Jahren hat sich der Männer-Rhythmische-Turnsport enorm weiterentwickelt – man denke nur an die entzückende Anime-Serie „Backflip!!“ (bitte schaut euch „Backflip!!“ an).

Doch in den 80ern war es fast ausschließlich ein Mädchensport, abgesehen von einem winzigen Kreis japanischer Athletinnen. Das ist ein dreifacher Affront gegen Ranmas Geschlecht: Er muss gegen eine weibliche Gegnerin in Frauenkleidung in einem Frauensport antreten. Zwar sorgt Kodachis Hang zum Mogeln dafür, dass der Kampf eher komisch als intensiv wirkt, aber Ranma muss den Mädchensport trotzdem ernst nehmen.

© MAPPA

Aber wow, wow, wow – diese Folge hat mich wirklich abgeschreckt. Wenn die Kamera die Gelegenheit hatte, sich auf die Oberschenkel eines Mädchens zu konzentrieren, nutzte sie sie auch. Ich bin schon immer der Meinung, dass Ranma ½ – abgesehen von ein paar Kapiteltitelseiten – nicht gerade als fanservice-lastige Serie bekannt ist. Rumiko Takahashi scheut sich zwar nicht, Brüste zu zeichnen, tut dies aber in der Regel nüchtern und sachlich, statt sie zu sexualisieren.

Die Figuren baden wegen der Prämisse der Geschichte häufig – und wenn ein Panel mit Brüsten lustiger wirkt, dann gibt’s eben auch welche. In dieser Folge hingegen sorgt das Storyboard regelrecht dafür, dass Oberschenkel, das Gesäß unter dem Unterteil und die in ein eng anliegendes Trikot gehüllten Schrittbereiche ständig im Bild bleiben. Mehr als einmal gerät die Action in den Hintergrund, während Ranmas – und seltener auch Kodachis – Beine im Vordergrund zu sehen sind.

Hier haben wir also aufdringlichen Fanservice, der in der Originalversion nicht vorhanden war und, würde ich behaupten, der vermutlich der Vision der Schöpferin im Wege steht.

Aber hey – der Kampf ist gut, also ist ja alles in Ordnung, oder? FALSCH! Der Kampf ist nämlich überhaupt nicht gut. Was die Action angeht, ist dies wahrscheinlich die bisher schlechteste Folge der Serie. Der Ablauf des Gefechts bleibt – wie üblich – weitgehend dem Original treu: Kodachi setzt alles daran, Ranma sowohl vor als auch während des Kampfes außer Gefecht zu setzen, wobei ihr Meisterstreich darin besteht, P-chan an sein Handgelenk zu fesseln.

Da Ryoga ein persönliches Interesse daran hat, Ranma und Akane auseinanderzubringen, tut er alles in seinem kleinen Schweinchen-Power-Bereich, um Ranma ebenfalls zu behindern.

© MAPPA

Weder die Action noch der Humor erreichen das bis hierhin gesetzte Niveau der Serie. Ich frage mich, ob MAPPA ihre Animatoren überfordert hat oder ob sie sich schlicht zu sehr auf die Oberschenkel konzentriert haben – aber nichts erzielt den gewohnten Effekt. Es gibt viel zu viele schnelle Zwischenschnitte im Moment des Aufpralls, bzw. wird der Moment so dargestellt, dass ihm das nötige „Bumm“-Erlebnis fehlt.

Andererseits war diese Serie nie der Inbegriff punktgenauer Comic-Timing, und diese Folge ist schlechter als üblich. Die Witze, die der Folge vorausgingen, waren eigentlich lustig – insbesondere Ranma und Ryoga, die vor dem Kampf die bösartigste Nacht durchmachen – aber während des Kampfes wird alles durch häufige Zwischenschnitte zum Publikum und den bereits erwähnten obsessiven Oberschenkel-Fokus überspielt.

Auf der anderen Seite rechtfertigt Ichiro zum ersten Mal … naja, so ungefähr zumindest seine Existenz. Ursprünglich wurde das Kommentar von einer namenlosen St.-Bacchus-Schülerin übernommen, doch hier übernimmt es unser eigener Präsident des Rundfunkclubs.

Seine pointierten Kommentare sind vollgestopft mit Wortspielen und Gags und folgen nahezu identisch dem Skript des Mangas. Zumindest hat seine Präsenz dem Geschehen nicht abträglich zugeretzt.

Dies war zweifellos die schwächste Folge der Serie bisher, aber nächste Woche beginnt eine neue Storyline mit einer äußerst vielversprechenden Sprecherbesetzung. Wenn sie das hinbekommen, wird alles vergeben sein.“

Ranma ½ – Episode 7 ist jetzt auf Netflix verfügbar.